Home Alone 2: Lost in New York


von Seppatoni
29.12.2014

Wir schreiben das Jahr 1992. Seit den schrecklichen Ereignissen aus "Kevin allein zu Haus" ist genau ein Jahr vergangen. Aus Sicht der Familie McCallister war dies das Zurücklassen von Kevin, während der Rest der Sippe nach Frankreich in den Urlaub flog. Aus Sicht der Videospieler hingegen sind diese schlechten Erinnerungen unweigerlich mit dem Release der unsäglichen Videospielumsetzung des ersten Films verknüpft. Nun, ein Jahr später, reist die Familie erneut in den Urlaub. Wieder begleitet von einer Videospielumsetzung. Ob das gut kommt?

Zumindest sieht es zu Beginn der Filmfortsetzung ganz danach aus. Erneut beginnt die Abreise der McCallisters turbulent, aber immerhin ist diesmal Kevin mit von der Partie. Am Flughafen jedoch verliert er seinen Vater aus den Augen. Während der Rest der Familie nach Miami eincheckt, gelangt Kevin in das Flugzeug nach New York. In Big Apple angekommen, schafft er es in einem noblen Hotel einzuchecken, aber nicht alle Leute dort sind dem kleinen Racker wohlgesonnen. Zu allem Übel sind auch noch die feuchten Banditen aus dem Gefängnis ausgebrochen und haben sich nach New York abgesetzt, um hier als klebrige Banditen eine neue Karriere zu starten. Im Intro des Videospiels wird zudem verraten, dass Harry und Marv ihre ganze Gangster-Kollegen auf Kevin ansetzen, nachdem sie von dessen Aufenthalt in New York erfahren haben.

Und hier beginnt dann auch der aktive Teil des Spiels. In der Rolle von Kevin findet ihr euch zunächst in der Hotellobby wieder und dürft euch sogleich gegen die dortigen Angestellten und Gäste zur Wehr setzen. Selbst wildgewordene Staubsauger und Koffer machen euch das Leben schwer. Im Verlauf des ersten Abschnitts lernt ihr auch unterschiedliche Stockwerke mit den verschiedenen Zimmern und die Küche der Nobelherberge genauer kennen.

Um euch gegen das lästige Personal zur Wehr zu setzen, findet ihr immer wieder nützliche Items, die teils auch versteckt wurden und erst durch einen Sprung oder eine ähnliche Aktion zum Vorschein kommen. So dürft ihr eure Gegenspieler mit Dartpfeilen malträtieren, Perlenketten auf den Boden schmeißen, um sie am Weiterkommen zu hindern, oder mit harmlosen Schusswaffen teils komplett aus dem Weg räumen. Ganz interessant ist aber die Glocke. Sammelt Kevin diese ein, vollführt er einen Salto und ist während dieser Zeit nicht nur unverwundbar, sondern fügt Gegnern auch Schaden zu (Ähnlichkeiten zu Metroids Screw Attack sind bestimmt nur rein zufällig). Doch selbst ohne Waffen weiß sich Kevin zu verteidigen. So kann er mit etwas Anlauf auf den Knien rutschen und so Bösewichte aus dem Weg räumen und auch gegnerischen Attacken ausweichen.

Neben Mitteln zur Verteidigung gibt es auch allerlei Leckereien zu finden. So geben genügend gesammelte Kekse euch ein weiteres Energieherz, 6 Pizza-Stücke oder ein kompletter Teigfladen beschenken euch mit einem Extraleben. Eine Zuckerstange und eine Flasche verleihen Kevin Unverwundbarkeit, letztere gibt zusätzlich noch einen Geschwindigkeitsboost.

Hab ihr das Hotel überstanden, dürft ihr euch erstmal auf eine kleine Zwischensequenz mit Harry und Marv freuen, bevor euer Abenteuer im Central Park weitergeht, wo ihr laufend von im Gestrüpp versteckten Fieslingen mit Knüppeln und Wurfgeschossen attackiert werdet und selbst Hunde und Fledermäuse nicht vor euch Halt machen. Via Kanalisation gelangt ihr anschließend zu einem Haus, das gerade renoviert wird. Hier kriegt ihr es erstmals direkt mit den klebrigen Banditen zu tun. In jeder Etage muss ein Schlüssel gefunden werden, um in das nächste Stockwerk zu gelangen. Dabei müssen Harry und Marv in Schach gehalten werden. Unterstützt werdet ihr dabei von zahlreichen - teils auch aus dem Film bekannten - Fallen, die den Schurken gestellt werden dürfen. Auf dem Dach angekommen gilt es vor Harry und Marv zu fliehen und in einer rasanten Verfolgungssequenz zum großen Weihnachtsbaum beim Rockefeller Center zu gelangen. Mitten im Geäst des Baumes findet schließlich der Showdown mit den klebrigen Banditen statt und wie im Film darf Kevin hier auf die Unterstützung einer neuen Bekanntschaft inklusive ihren tierischen Freunden zählen...

Im Hintergrund begleitet euch das Spiel während all dieser Abschnitte mit nerviger Musik. Vor allem im ersten Level geht einem die Endlosschleife der sich viel zu oft wiederholenden Melodie aus dem Home Alone-Thema schnell auf den Keks. Die Soundeffekte kommen aus der Standardschublade und sind vor allem Freunden der Simpsons-Spiele bereits bestens bekannt. Grafisch wird euch ebenso wenig geboten. Die oft schlichten Hintergründe überzeugen nur bedingt und auch die Figuren haben bescheidenen Wiedererkennungswert.

Als ebenso schlecht offenbart sich die Steuerung. Hakelige Sprünge und Angriffsmanöver erschweren euch unnötigerweise das Leben. Auch am Umfang des Spiel gibt es Einiges zu meckern. Die eintönig gestalteten Levels sind zwar mit einigen nett gemeinten Ideen wie dem Fahrstuhl im Hotel oder der Schlüsselsuche aufgewertet worden, aber diese sind dennoch relativ einfach absolviert, zumal diese auch außerordentlich kurz ausfallen.

Ärgern wird man sich immer wieder über einzelne Szenen, wo unklar ist, was nun überhaupt vom Spieler verlangt wird. Mal gilt es eine gefühlte Ewigkeit vor einem kofferausspuckenden Lift zu warten und ständig einen Schalter zu bestätigen. An anderer Stelle müsst ihr den Fahrstuhl verlassen und euch einmal bis zum Ende der Etage durchkämpfen und anschließend wieder alles zurückrennen, nur um den Fahrstuhl wieder nutzen zu können. Ein anderes Mal gilt es eine beliebige Straßenlampe hochzuklettern, obschon die zahlreichen davor angetroffenen Laternen ein Erklimmen gar nicht erlaubten. Diese nervige Willkür trifft auf zahlreiche Hintergrundobjekte zu. Hierbei könnt ihr euch nie sicher sein, ob ihr jetzt auf den Blumentopf oder der Kiste stehen könnt oder doch dem Gegner in die Arme fallt.

Im Vergleich zur NES-Umsetzung des ersten "Kevin"-Films wurde bei Home Alone 2 bei vielen Spielelementen ein Schritt in die richtige Richtung gemacht. Es gibt nun verschiedene Abschnitte, Kevin hat abwechslungsreichere Aufgaben zu erfüllen und das Spie erinnert zum Teil tatsächlich etwas an die Filmvorlage (Gut, beim Kampf gegen Harry und Marv mitten im Weihnachtsbaum gingen die Produzenten mit ihrer Kreativität wohl etwas zu sehr in die Offensive...). Den Vorgänger lässt Home Alone 2 also schon mal merkbar hinter sich, aber wie denn schneidet der Vergleich mit anderen Genre-Vertretern ab?

Hier hat Kevins Abenteuer in New York keine Chance, denn durch das schwache Gameplay, die zahlreichen technischen Mängel und den mickrigen Umfang ist auch Kevins zweiter NES-Auftritt eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Erneut wurde ein wohl innerhalb kürzester Zeit lieblos zusammengeschustertes Lizenzprodukt auf den Markt geworfen, um die Anhänger des Films abzuzocken. Statt euch mit diesem miserablen Stück Software die Zeit zu vertreiben, spart euch selbige lieber auf und zieht euch zur Weihnachtszeit den Film "Kevin – Allein in New York" rein. Da habt ihr auf jeden Fall mehr davon.

Noch eine kleine Info am Rande: Die NES-Version von Home Alone 2 wurde Tom D. Heidt gewidmet, einem Softwareprogrammierer, der 1992 verstorben ist und auch an diesem Spiel mitgearbeitet hat.


Wertung


3/10

Kommentare



Seppatoni
Mir persönlich gefällt ja der erste Film eine ganze Ecke besser als die in New York spielende Fortsetzung. Bei den Spielen ist es genau umgekehrt, aber das muss leider nichts heißen. Denn nach dem Desaster mit dem ersten Teil nistet sich auch die Fortsetzung ganz unten in der Qualitätsskala ein, wenngleich durchaus einige Elemente enthalten sind, die bei vernünftiger Umsetzung zumindest auf ein durchschnittliches Spiel hätten hoffen lassen können. Aber darauf hatte man wohl beim Hersteller keine Lust, sondern schmiss lieber ein halbfertiges, hingepfuschtes Produkt auf den Markt.