Famicom Disk System


von Seppatoni
17.05.2004

Am 21. Februar 1986 veröffentlichte Nintendo in Japan ein neues Produkt: Das Famicom Disk System. Wie es der Name schon erahnen lässt, handelt es sich dabei um ein Diskettenlaufwerk für das Famicom (Name vom NES in Japan), welches der Konsole ermöglicht, Software von Disketten anstelle von Modulen zu beziehen. Mit einem Preis von etwa 15.000 Yen (über 100 €) war der Preis etwas hoch angesetzt, aber Nintendo tat alles dafür, um die Hardware den Kunden schmackhaft zu machen.

Das Disk System erschien in einem rot-schwarzen Gehäuse und wurde über einen Adapter, welcher in den Modulschacht gesteckt wurde, an das Famicom angeschlossen. Die Energieversorgung lief nicht über das Famicom selber, sondern das Zubehör musste separat mit Energie versorgt werden. Dies erfolgte entweder durch ein (nicht mitgeliefertes) Netzteil, oder mittels Batterien, welche auf der Oberseite des Gerätes eingelegt wurden. Beim Einschalten des Disk Systems erschien erst mal ein kurzes Intro mit Mario und Luigi. Sobald jedoch eine Disk eingelegt wurde, begann der Ladevorgang. Meist bis zum Titelbild, wo man dann aufgefordert wurde, die Seite der Disk zu wechseln. Bis zu 4 Disk-Seiten (also 2 Disks à 2 Seiten) umfassten manche Spiele.

Ein großer Vorteil der Disks gegenüber den herkömmlichen Famicom-Modulen war der um einiges günstigere Preis. Schlug ein Famicom-Modul mit umgerechnet etwa 40 € zu Buche, so waren es bei einer Disk lediglich um die 20 €. Außerdem boten die Disketten auch mehr Speicherplatz als Cartridges, wovon man sich bessere Spiele versprach. Nintendo ließ zudem verlauten, dass einige der neuesten Spiele nur für das Disk System erhältlich sein werden. Mit The Legend Of Zelda, Metroid oder Super Mario Bros. 2 hatte man dann auch zum Launch des Gerätes einiges an hochwertiger und zugkräftiger Software zu bieten.

Einer der größten Pluspunkte des neuen Mediums war mit Sicherheit, dass praktisch jedes Spiel mit einer Save-Funktion ausgestattet wurde. Dank der beschreibbaren Disk konnte man bei den japanischen Disc-Versionen von Spielen wie Kid Icarus, Metroid oder Castlevania wieder dort beginnen, wo man aufgehört hatte, ohne umständliche Passworteingabe, wie man sie bei uns kennt.

Für die Kunden war es auch ein Vorteil, dass die Spiele auf den Disks auswechselbar waren. Man kaufte sich eine leere 3"-Famicom-Disk für ca. 2.000 Yen, und ließ sich gegen ein geringes Entgelt von ca. 500 Yen ein Spiel draufladen. Eine Maschine, genannt "Disk Writer", zu finden in zahlreichen Spielzeug- und Freizeitshops in Japan, erledigte diese Arbeit. Aus einer Liste wurde ein Spiel ausgewählt, welches dann auf die eingelegte Disk geladen wurde. War ein Kunde mit dem Spiel nicht zufrieden, so konnte er jederzeit in den Shop zurückkehren und sich für weitere 500 Yen ein neues Spiel auf die Disk laden lassen. Es bestand natürlich auch die Möglichkeit, Disks zu kaufen, welche gleich mit einem Spiel drauf ausgeliefert wurden. Diese boten neben einer besseren Verpackung auch ein eigenes Cover und beinhalteten eine Anleitung zum jeweiligen Spiel.

Zahlreiche Lizenznehmer bevorzugten allerdings weiterhin die herkömmliche Modultechnik, da mit Famicom Disks kaum größere Gewinne gemacht werden konnten. Zudem waren die Disketten enorm einfach zu kopieren, was natürlich die Software Piraterie in ungeahnte Höhen trieb. Versprechen, dass einige Spiele außchliesslich für das Disk System kämen, wurden teilweise gebrochen und die Spiele erschienen entweder nur als Modul oder gleich auf beiden Medien. So kam es, dass die besten Spiele auf Cardridges erhältlich waren und zahlreiche Disk Systeme begannen, in der Ecke zu verstauben.

Bis 1990 wurden insgesamt etwa 4,5 Millionen Famicom Disk Einheiten an den Kunden gebracht. Weniger als Nintendo ursprünglich geplant hatte. 2 Millionen davon allein im Jahre 1986, als innerhalb von 3 Monaten nach Launch 500.000 Disk Systeme verkauft worden sind. Trotz der allgemeinen Unzufriedenheit kann nur schwer behauptet werden, dass 4,5 Millionen verkaufte Einheiten einer über 100 € teuren Zusatzhardware ein Flop war.