Volleyball


von Phil
10.06.2013

Mit der Nachbetrachtung von betagten Videospielen ist das ja so eine Sache. Während sich manche Titel aufgrund ihrer originellen Spielidee oder ihres besonders ausgefallenen Designs zweifellos zu zeitlosen Klassikern entwickelt haben, nagt an weniger ausgefeilten Titeln oftmals nicht erst seit gestern der Zahn der Zeit, sodass sie Jahrzehnte nach ihrem Release lediglich noch Liebhaber vor die Mattscheibe zu locken vermögen. Es gibt aber auch diesen Typus von Spielen, die derartig schlecht altern, dass es kaum zu rechtfertigen ist, sie heutzutage auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Volleyball für das NES gehört zu dieser unrühmlichen Gattung von Titeln.

Mit einem von 8 Nationalteams (darunter neben üblichen Verdächtigen wie den USA und Russland auch einige Exoten wie Tunesien und Südkorea) dürfen Einzelmatches der Herren oder Damen ausgetragen werden. Einen merklichen Unterschied macht es allerdings nicht, ob man das Spielfeld mit Männlein oder Weiblein betritt, und auch die verschiedenen Nationalitäten unterscheiden sich lediglich in Hautfarbe und Dress. Drei Gewinnsätze à 15 Punkte wollen für sich entschieden werden. Wer es allerdings so lange aushält, ohne sich ernsthaft zu langweilen oder die Konsole aus Frust wieder auszuschalten, verdient eine gehörige Menge Respekt. Da Punkte nur bei Aufschlag des eigenen Teams vergeben werden, kann sich schon ein einziger Satz wie Gummi ziehen. Wäre das Spielgeschehen an sich unterhaltsam, wäre dies natürlich nicht weiter problematisch. Leider präsentiert der Titel jedoch Monotonie in Reinform.

So schnörkellos der Name des Spiels, so schlicht dessen Gameplay. Jenes ist bestenfalls als lausig zu bezeichnen, was gleich zahlreiche Gründe hat. Kenner der Teamsportart werden mit den Regeln vertraut sein - mit bis zu maximal drei Ballberührungen ist das runde Spielgerät ohne Bodenkontakt über das Netz in die gegnerische Spielhälfte zu befördern. Dies erweist sich in Nintendos Frühwerk jedoch als schwieriger, als es einem lieb ist. Dies liegt zum einen daran, dass das Timing und die Positionierung eurer Spielfiguren scheinbar perfekt sein müssen, um einen Ball überhaupt annehmen oder weiterleiten zu können. Unnötig erschwert wird dies dadurch, dass man stets bis zu drei von insgesamt sechs Teamgenossen gleichzeitig steuert, sobald ein Ball in Richtung der eigenen Spielfeldhälfte fliegt. Höchst verwirrend ist im Eifer des Gefechts also, herauszufinden, was gerade eigentlich vor sich geht und welche Spieler in der aktuellen Situation überhaupt in Frage kommen, den nächsten Ball zu parieren. Sollte man dieses Rätsel rechtzeitig gelöst haben, gilt es aber immer noch, den drohenden Aufprallpunkt des Balls rechtzeitig zu erreichen und den Ball anzunehmen. Aufgrund des Spieltempos und der erforderlichen Koordination gleich mehrerer Spielfiguren erfordert dies allerdings weitaus mehr Präzision, als es dem Spielspaß gut tun würde. So gehen Kombinationen von Ballannahme, Weiterleiten und Schmetterball selbst nach längerer Spielzeit noch regelmäßig in die Hose und auch das Abblocken gegnerischer Angriffe am Netz gelingt äußerst selten, da das Stellungsspiel anscheinend millimetergenau durchgeführt werden muss und immer nur eine Figur gleichzeitig zum Block ansetzen darf. Es scheint schon fast unnötig zu erwähnen, dass dieses Privileg allzu oft ausgerechnet demjenigen Offensivspieler zuteilwird, der am weitesten vom aktuellen Geschehen entfernt ist. Und auch wenn man einen Ball mal ins Aus schlägt, ist nicht wirklich ersichtlich, warum dies passiert ist oder was man falsch gemacht hat. Da hilft es auch nichts, dass auch der Computer hin und wieder seine liebe Mühe mit der Steuerung zu haben scheint. Denn in der Regel wird er trotzdem weniger Fehler machen als man selbst - es sei denn, man widmet dem Spiel mehr Zeit, als es einem aufgrund des geringen Spaßfaktors wert sein sollte. Das Problem ist einfach, dass sich zu keinerlei Zeitpunkt ein organischer Spielfluss einzustellen vermag. Stattdessen ist man stets bemüht, den nächsten Fehler zu vermeiden. Und dieser ist nicht zuletzt aufgrund der willkürlich erscheinenden Auslegung des Spiels hinsichtlich der Kollisionsabfrage so sicher wie das Amen in der Kirche. Es scheint manchmal fast so, als lege das Spiel für jeden Ballwechsel erneut Regeln fest, wie nah man einem angezeigten Aufprallpunkt für eine erfolgreiche Annahme tatsächlich sein muss.

Neben den normalen Exhibition Matches gibt es übrigens auch einen Übungsmodus - ironischerweise ist dieser sehr viel spielbarer gehalten als der Hauptmodus. Nicht nur Spielgeschwindigkeit und Reaktionsvermögen des Computers sind hier auf einem sehr viel humaneren und einsteigerfreundlicheren Level gehalten. Insbesondere wird einem in diesem Modus farblich signalisiert, welche Spielfiguren man aktuell unter Kontrolle hat. Dies hilft zumindest ansatzweise, die allgegenwärtige Verwirrung über die aktuellen Zuständigkeiten der Teammitglieder zu mildern. Bis auf diese etwas spielfreundlicheren Rahmenbedingungen bietet der Übungsmodus allerdings leider nichts, woran man seine Fähigkeiten bezüglich spezifischer Spielsituationen wirklich verbessern könnte.

Hätte der Titel nicht so viele Fehler im Spieldesign, wäre die minimalistische grafische Darstellung sicherlich auch im Rückblick zu verzeihen. So hingegen sorgt sie für ein perfektes Zusammenspiel mit dem wenig beeindruckenden Gameplay. Unfreiwillig komisches Highlight sind wohl die Animationen der Volleyballer, deren Bewegungen so hölzern anmuten wie ein Stück trockenes Bambus. Darüber hinaus laden die musikalische Untermalung sowie die Soundkulisse dazu ein, den TV möglichst bald auf lautlos zu stellen. Neben einigen wenigen Jingles bietet Volleyball nur ein einziges Musikstück auf, das bald ebenso schnell auf die Nerven geht wie es in eine Endlosschleife übergeht. Die Soundeffekte etwa bei Ballberührungen beschränken sich hingegen größtenteils auf die für Spiele der ersten Generation gewohnten Piepgeräusche und selbst das Fangetöse, das nach jedem beendeten Ballwechsel eingespielt wird, könnte auch für einen vorbeifahrenden Lastwagen oder Lärm jeglicher anderer Art gehalten werden.

Man könnte dem Titel nun noch zu Gute halten, dass man sich im Zweispielermodus zumindest auch mit einem menschlichen Gegenspieler duellieren kann. Die traurige Wahrheit allerdings ist, dass man kaum jemanden davon überzeugen können wird, dieses trostlose Stück Software länger als fünf Minuten mit Spielzeit zu bedenken. Selbst im Vergleich zu anderen Vertretern aus Nintendos früher Sports-Serie ist Volleyball einfach verdammt schlecht gealtert. Liebhaber der Sportart sind mit dem überragenden Super Spike V'Ball sehr viel besser beraten.


Wertung


2/10

Kommentare



Phil
Interesse an Nintendos teils kuriosen älteren Produktionen hege ich schon seit längerem. Wirklich aufmerksam wurde ich auf Volleyball aber erst, als es als eines der ersten NESSpiele für die Wii Virtual Console erschien. Ausprobieren kann man es ja mal, dachte ich mir. Die eklatanten Designfehler ließen den Spielspaß allerdings auf konstant moderatem Niveau verweilen. Was man sich wohl seinerzeit bei der skurrilen Zuweisung der Spielfiguren gedacht hat? Aber was soll man schon von einem Titel erwarten, dessen Steuerung einem bereits bei der Teamauswahl Rätsel aufgibt... Probiert es einfach selbst aus, dann wisst ihr, was ich meine. Oder besser: Lasst es bleiben, und gönnt euch lieber eine Runde Ice Hockey - ebenfalls aus der frühen Sports Serie, nur entscheidend besser.