TwinBee


von Phil
03.08.2012

Konami hat während der NES-Ära mit so manchem Vertical-Shooter für Aufsehen gesorgt - zu Unrecht etwas unbeachtet kommt das nur in Japan erschienene TwinBee daher. Ursprünglich als Arcadespiel veröffentlicht, schaffte es dieser Port für Nintendos Achtbitter leider nicht in den Westen - jedenfalls nicht, bevor es im Rahmen der Spielesammlung "Konami Classic Series: Arcade Hits" für den Nintendo DS veröffentlicht wurde und mittlerweile auch als 3D Classic im Nintendo 3DS eShop vertreten ist. Dabei braucht sich der Titel wirklich nicht verstecken. Eventuell war man sich bei Konami nicht sicher, ob das "Cute 'em Up" - so werden Shooter mit etwas bunteren und knuddeligeren Designs abseits der üblichen Raumschiff- und Alien-Invasionen öfters genannt - nicht doch ein wenig zu japanisch für den Rest der Spielewelt der 80er Jahre war.

In diesem vertikal scrollenden Shooter übernimmt der Spieler die Rolle der Raumschiffbiene TwinBee, die sich ihren Weg durch fünf actiongeladene und von Gegnerscharen nur so wimmelnde Levels bahnen muss, um sich jeweils am Ende eines jeden Areals einem kleineren Bossfight zu stellen. Sollte man einen Mitspieler zur Verfügung haben, so wird TwinBee durch ihren gleichwertigen, aber andersfarbigen Zwilling WinBee unterstützt. Dabei besticht der Titel nicht nur durch die charmevolle und quietschbunte Grafik, sondern auch durch seine Unkompliziertheit und ein erfrischendes Upgradesystem. Einsteigerfreundlich ist insbesondere die simple und präzise Steuerung: Über das D-Pad wird TwinBee in acht verschiedene Richtungen manövriert, während auf die Actionbuttons jeweils zwei unterschiedliche Angriffsarten gelegt wurden. Via B-Knopf werden Raketen abgefeuert, die alle sich in der Luft befindlichen Gegner erfassen können, während über den A-Knopf Bomben auf Bodengeschütze abgeworfen werden. Diese grobe Unterteilung in zwei Gegnertypen, also Luft- und Bodeneinheiten, und deren Verwundbarkeit gegenüber jeweils nur einer von TwinBees Waffen, verleiht dem Titel zusätzlich Spieltiefe und verlangt einem kontinuierliche Aufmerksamkeit auf das gesamte Spielgeschehen ab.

Was da alles für feindliche Wesen und Objekte genau auf einen zukommen, ist im Eifer des Gefechts manchmal nur schwer zu erkennen. Vorrangig haben es aber Nahrungsmittel, Besteck und Geschirr auf TwinBee abgesehen. Ob Frösche, Auberginen, Erdbeeren, Messer, Gabeln oder fliegende Untertassen (und letztere im wahrsten Sinne des Wortes!) - in TwinBees fantasievoller Welt sollte man sich über keine Art von umherschwirrenden Gegnern wundern, seien sie noch so skurril. Und auch die Bodengeschütze fallen teils sehr obskur: Geschosse abfeuernde Handschuhe oder Köpfe von Steinstatuen, als befände man sich auf den Osterinseln, gehören hier zum Alltag. Zu guter Letzt scheint unsere Robobiene auch bei anderen Insektenarten nicht allzu beliebt zu sein, stellen derartige Raumschiffe doch die üblichen - und leider auch viel zu simpel geratenen - Endbosse dar.

Während man sich den Weg durch die in verschiedenen Formationen heranbrausenden, korrumpierten Haushaltsutensilien bahnt, ergeben sich diverse Gelegenheiten, TwinBee ein wenig aufzurüsten. Hauptsächlich geschieht dies über die verschiedenfarbigen Glocken, die sich zufällig aus den immer mal wieder auftauchenden Wolken herausschießen lassen. Zunächst in Gelb gehalten verschaffen sie einem lediglich Bonuspunkte. Schießt man sie allerdings kontinuierlich weiter an, so können die Glocken quasi über den Bildschirm jongliert werden, bis sie nach jeweils einer festgelegten Trefferzahl ihre Farbe wechseln und somit in ein Power Up konvertiert werden. Trifft man sie allerdings auch nur einmal zu oft, so färben sie sich wieder gelb und bescheren einem nach wie vor nur Zusatzpunkte. Die veränderten Glocken dienen je nach Farbe dazu, dass der Bienengleiter schneller im Manövrieren und Abfeuern von Raketen wird, einen Doppelschuss erlangt, von zwei Schattenbienen im Kampf unterstützt wird oder einen Schutzschild erhält. Um diese wertvollen Items zu erhalten, sollte man also nicht einfach wie wild drauf los feuern, sondern versuchen, seine Gegner mit Präzision auszuschalten und gleichzeitig die umgefärbten Glocken nicht erneut zu treffen, um so das Einsammeln der selbigen vorzubereiten. Dies gibt dem Spiel einen willkommenen, durchaus strategischen Touch, was das Aufrüsten des Kampfgleiters angeht.

Des Weiteren hinterlassen abgefeuerte Bodengeschütze Äpfel, die weitere Zusatzpunkte bringen, daneben aber auch Sterne, die alle auf dem Bildschirm zu sehenden Lufteinheiten zerstören, und sogar einen dreifachen Streuschuss, der besonders hilfreich ist. Sollte TwinBee übrigens mal durch einen gegnerischen Treffer ihre Bombemärmchen verlieren, so können diese durch einen hin und wieder zu Krankenhauswagenfanfare durch den Bildschirm fliegenden Würfel wiederhergestellt werden. Bis dahin allerdings ist man den Bodengeschützen hilflos ausgeliefert - ein weiteres Element, dass das Gameplay von TwinBee von dem anderer Genrevertreter gezielt abhebt. Schafft man es übrigens nicht, den heranfliegenden Gegnern auszuweichen, so verliert man bei feindlicher Berührung eines seiner drei Leben und wird mit dem Verlust aller bislang eingesammelten Power Ups bestraft, was vor allem in den späteren Levels ein weiteres Voranschreiten erheblich erschwert. Glücklicherweise darf man nach Ableben aber zumindest direkt an der Stelle weitermachen, an der TwinBee zuvor das Zeitliche gesegnet hat. Und generell ist die Action auch so gestrickt, dass es kaum zu unfairen Situationen kommt, sondern man sich immer ruhig selbst die Schuld geben darf, dass man der Lage nicht Herr geworden ist. Herausfordernd ist das Durchqueren der fünf gebotenen Levels allemal, mit ein wenig Geschick aber auch durchaus zu meistern.

Kleinere Probleme mit der generell guten Steuerung trüben das Gesamtbild leicht. So ist es manchmal schwierig, nahe gelegene Bodengeschütze über das hierfür verwendete Zielkreuz anzuvisieren. Und auch eine Dauerfeuerfunktion wäre bei der Hektik, die es in späteren Levels zu meistern gilt, nicht unangebracht gewesen. Denn in TwinBee wird jeder einzelne Schuss per separatem Knopfdruck abgegeben. Anderseits würde ein Dauerfeuer den Aspekt des Jonglierens der Glocken bis zum Zeitpunkt eines Farbwechsels zu einem gewissen Grad zunichtemachen und so ist diese Entscheidung der Entwickler designtechnisch zumindest nachzuvollziehen.

Technisch gesehen macht TwinBee einen soliden, aber nicht überdurchschnittlichen Eindruck. Im Vergleich zu späteren Genrevertretern, wie etwa Crisis Force, mag die grafische Aufmachung ein wenig minimalistisch daherkommen. Dies ist unter anderem auch der Tatsache geschuldet, dass es sich bei TwinBee um ein sehr frühes Werk der Famicom-Ära handelt – dies mag übrigens auch erklären, warum es in späteren Levels bei zunehmender Action hin und wieder zu kürzeren Slowdowns kommt. Nichtsdestotrotz kommt die kunterbunte Aufmachung des Titels erfrischend anders herüber. Gleiches gilt für die überwiegend fröhliche Musik und die angemessenen Soundeffekte, die zwar unauffällig sind, aber ihren Job gut erledigen.

Allerdings wird bezüglich des Leveldesigns nur wenig Abwechslung geboten. In vier der fünf Levels überfliegt man verschiedene, aber sich stark ähnelnde Insellandschaften. Lediglich im dritten Abschnitt geht es ausnahmsweise mal in eine Wüste. Auch waren die Entwickle bei den bereits erwähnten Bosskämpfen eher unkreativ, da diese weder Strategie noch Fingerfertigkeit vom Spieler abverlangen und nach nur wenigen Treffern das Handtuch schmeißen. Und so bleibt TwinBee alles in allem gesehen ein Titel, der definitiv gute und für das Genre erfrischende Ansätze lieferte, jedoch vom Gesamtkonzept nicht vollständig ausgereift wirkt. Daran ändert leider auch der simultane, kooperative Zweispielermodus nichts, auch wenn dieser etwa durch die Möglichkeit, die beiden Bienenraumschiffe nebeneinander zu platzieren und dadurch besonders mächtige Geschosse abzufeuern, der Highscorejagd zusätzliche Vorgehensweisen bei der Vernichtung des feindlichen Hausrats eröffnet.


Wertung


6/10

Kommentare



Phil
Aufmerksam geworden bin ich auf TwinBee erst durch die Neuauflage im Rahmen der 3D Classics Serie. Diese ist der Originalversion in meinen Augen auch überlegen und machte aus dem soliden Shooter, der TwinBee schon für das Famicom war, ein noch unterhaltsameres Spielerlebnis. Dies liegt unter anderem am hinzugefügten Dauerfeuer und der besseren Unterscheidbarkeit der Flug- und Bodengegner durch das 3D-Bild. Wer zu zweit ran möchte, ist mit dem Famicom-Original allerdings besser beraten, denn der Coop-Mode fehlt in besagter Neuauflage. Obwohl ich mich nicht zur eingefleischten Shoot ’em Up Fangemeinde zähle, kann mich TwinBee für einen kurzfristigen Zock durchaus begeistern, nicht zuletzt aufgrund seines ausgefallenen Settings. Genrefans dürfen ohnehin bedenkenlos einen Blick auf diesen Titel riskieren.