Super Spike V'Ball
von Phil
01.03.2003
Obwohl viele Sportgenres zur NES-Ära noch in den Kinderschuhen steckten, wagte sich eine kleine Entwicklergruppe namens Technos an die große Aufgabe, diese Art von Titeln unter den Spielern zu verbreiten. Mit dem legendären Fußballgame Nintendo World Cup und diesem in Nichts nachstehenden Volleyballspiel Super Spike V'Ball änderte man die Meinung über Sport auf Heimkonsolen schlagartig: Einst als langweilig und eintönig angesehen, brachten diese zwei genannten Spiele durch ihre Einfachheit der Regeln und dem perfekten Arcadefeeling Tausende dazu, das NES immer wieder anzuschalten und nach dem Titel des Weltbesten zu streben. Und wenn man dies an einem schönen Strand mit tobenden Fans im Rücken und scheinender Sonne tun kann, umso besser!
Nachdem man das Titelbild von Super Spike V’Ball zum ersten Mall weggedrückt hat, meint man, man säße vor einem auf Windows laufenden Heimrechner, der mal wieder streikt: Auf einem blauen Hintergrund nämlich werden einem hier die zu Verfügung stehenden Spielmodi präsentiert: So gibt es zum einen den Turniermodus, in dem man entweder allein oder gemeinsam mit einem Freund ein Volleyballmatch nach dem anderen bestreitet, um irgendwann im Finale zu siegen und selbst ganz oben zu stehen. Zum anderen gibt es noch einen Mehrspielermodus, in dem sich via Four Score, dem offiziellen NES 4-Spieler Adapter, sogar bis zu vier Spieler duellieren können!
Die Matches gestalten sich einfach: Das Beach Volleyball Team, das zuerst fünfzehn Punkte erreicht hat, gewinnt. Harte Schmetterangaben, nervenaufreibende Hechts zum Ball und zwei Meter hohe Sprünge vorm Rüberspielen sind hier an der Tagesordnung! Zudem lassen sich Bälle blocken und auch die Stärke des Schlags ist aufladbar: Haut man durch richtiges Timing und schnelles Triggern feste genug hinter das runde Etwas, lassen sich Gegenspieler, die meinen, den Ball unbedingt annehmen zu müssen, durch die Lüfte fetzen! Eine Warnung vor diesen so genannten Spikes erhält das annehmende Team übrigens durch die glühende Hand des Schmetterers. Je heller sie aufleuchtet, desto schmerzhafter wird es ;). Man merkt schnell, dass es sich bei Super Spike V’Ball um ein Arcade Game handelt, welches absolut auf Fun ausgelegt ist. Und der kommt auch nicht zu kurz, vor allem nicht im Mehrspielermodus!
Doch bleiben wir zunächst bei den Turnieren. Man wählt eines aus insgesamt vier Charakterpaaren. Jedes besteht also aus zwei Volleyballspielern, so dass jedes Match in Super Spike V’Ball im 2 VS 2 Modus ausgetragen wird. Die Paare unterscheiden sich in Schnelligkeit, Kraft und Defensivkönnen, was einiges zum Gameplay beiträgt! Hat man seine Wahl getroffen, darf man noch einen der 49 Bundesstaaten der USA wählen (ja, zu der Zeit, als das Spiele erschienen ist, waren es noch 49 ;)). Die Wahl der Herkunft hat aber keine weiteren Auswirkungen auf die Spielstärken der Volleyballer. Diese Spielart ist in drei Stufen, die verschiedene Schwierigkeitsgrade darstellen, unterteilt. Über den Unterpunkt Excercise gelangt man zu einem Trainingsmatch, indem man sich gegen zwei Waschlappen vom Strand nebenan, die sich aufs Verlieren spezialisiert haben, bestens warm machen kann. Härter wird es da schon im American Cicuit: Gegen fünf mehr oder weniger schwierige Gegner behauptet man sich nach und nach und kommt dabei in ganz Amiland rum. Man startet im sonnigen Daytona, sieht in New York im Hintergrund die Freiheitsstatue, spielt bei Sonnenuntergang vor der Großstadt Chicago und wird bei Nacht von den klischeehaften Lichtern in Las Vegas geblendet, um es schließlich bis ins große Finale, das in Los Angeles stattfindet, zu kommen. Hat man dieses gewonnen, wird man gefeiert. Als letztes sollte man sich dem World Cup widmen. Hier trifft man nur auf die härtesten Gegner der ganzen Welt. An dieser Stelle möchte ich nicht zu viel verraten, weil es einige lustige Geheimmatches in diesem Turnier zu gewinnen gilt, die wirklich alles von einem abverlangen. Doch soviel sei gesagt: Auf dem Weg zu diesen mysteriösen Gegnern spielt man unter anderem gegen Japaner, die wie Europäer aussehen, und Brasilianer, welche nicht annähernd brasilianisch anmuten ;).
Nun kann man sich natürlich auch Matches gegen einige Freunde leisten. Mit bis zu vier Spielern geht es rund, sogar runder als der Ball ;). Der bekannte Schadenfreudeeffekt, den Super Spike V’Ball auslöst, wenn mal wieder der Gegner neben den Volleyball haut, ist unermesslich und sorgt für jede Menge Spaß. Negativ ist bei den Sessions mit mehreren Spielern lediglich, dass die Konsole eine Art Fehler beim Berechnen des Spielflusses macht: Auch wenn beispielsweise Player 1 den Ball als erstes angenommen hat, kann es dazu kommen, dass die Konsole in das Annehmen hineininterpretierte, dies sei Player 2 gewesen. Versucht dieser dann, den nächsten Ball zu stellen, kann ich nicht schlagen, denn es muss ja abwechselnd gespielt werden und nach der Logik des NES wäre wieder Player 1 an der Reihe, der dann irgendwo lässig darauf wartet, endlich die Pille zugestellt zu bekommen und einen Spike über das Netz zu hämmern. Ja, das klingt alles ziemlich verwirrend, aber mindestens so verwirrend ist es, wenn diese Situation mitten im Ballwechsel passiert ;).
Von der grafischen Seite zeigt erweist sich Super Spike V’Ball als ein zweischneidiges Schwert: Zwar sehen die Backgrounds, die wie gesagt bei fast jedem Gegner wechseln, und die animierten Sprites wirklich topp aus, dafür kommt es bei viel Action zur gleichen Zeit oftmals dazu, dass die Sprites - ähnlich wie in Nintendo World Cup - anfangen zu flackern und manchmal sogar ganz vom Bildschirm verschwinden! Bei dem schnellen Spielfluss, den der Titel bietet, ist dies ziemlich unvorteilhaft, wenn zum Beispiel die Zielscheibe, welche anzeigt, wo der geschlagene Ball aufkommen wird, wie durchs Bermuda-Dreieck im Nichts verschwindet und man dann raten darf, wo man sich denn nun in den heißen Sand schmeißt. Dafür kann sich der Sound hören lassen: Für fast jedes Team wurde ein individuelles Stück komponiert, welches zum Beispiel das Spielen am sonnigen Strand oder vor den Lichtern Las Vegas' immer passend unterstreicht. Liegt man auf der Gewinnerstraße, so beflügeln einen die heiteren Musiken, das Match noch höher zu gewinnen, wohingegen die Verlierer vor Frust am liebsten die Dudelei ausschalten würden. Alles in allem gehört Super Spike V’Ball jedoch technisch wie vom Gameplay zu den besten und spaßigsten Sportgames auf dem NES.
Wer also schon lange nach einem Funsportmodul sucht, welches sich nicht so trocken wie die heutigen Titel von EA spielen lässt und zudem noch über ein Nintendo Four Score und willige Mitspieler verfügt, der sollte sich Super Spike V’Ball auf keinen Fall entgehen lassen. Hat man sich erst einmal in das eingewöhnungsbedürftige Gameplay eingespielt, ist dieser Titel mindestens genauso lustig wie Nintendo World Cup!
Wertung
8/10
Kommentare
Phil
Ich kann mich noch gut an den Abend erinnern, an dem ich das Modul auf einer Hausparty bei meiner Freundin in einem der Zimmer entdeckt- und es gemeinsam mit einem Freund zu Kult erklärt habe. Während sich andere Leute auf der Party mehr oder weniger zulaufen ließen, daddelten wir beide mit größtem Elan, um wenigstens den ersten Gegner im American Circuit zu besiegen. Und das ohne zu wissen, dass man überhaupt Bälle blocken oder Super Spikes schlagen kann. Als mir meine Freundin das Modul dann zu Weihnachten 2002 geschenkt hatte, wurden die Teams aus Super Spike V’Ball dann einer wirklichen Herausforderung gestellt: Nämlich mich samt Wissen über die Superschläge zu besiegen ;). Auch heute noch wird das Modul regelmäßig bei unseren Retro-Abenden eingelegt und ausgiebig gezockt!
Seppatoni
Nintendos Beachvolleyball-Spektakel hab ich damals wie heute immer wieder gerne gezockt. Aber irgendwie kann und konnte ich mich mit der Steuerung einfach nicht so recht anfreunden. Das Triggern während des Sprunges ist meiner Ansicht nach nicht gerade eine Optimallösung, aber was soll's. Spaß machen tut der Titel sowieso, und vor allem zu viert zeigt das Modul seine wahren Stärken.