New Ghostbusters II


von Seppatoni
07.03.2004

Zu Beginn der neunziger Jahre vermochte der zweite Teil von "Ghostbusters" Millionen von Kinobesuchern zu begeistern. Der gruslige Action-Streifen mit einer ordentlichen Portion Humor füllte die Kassen von Kinobesitzern und Filmemachern gleichermaßen. Kassen zu füllen hatte offenbar auch Activision vor und veröffentlichte kurz nach dem Start des Films das gleichnamige NES-Spiel "Ghostbusters II". Wie so oft bei Filmumsetzungen nahm man sich nicht die Mühe, aus dem vorhandenen Potential einen anständigen Titel zu entwickeln, sondern produzierte im Schnellverfahren ein Billig-Spielchen, wie es grottiger nicht hätte sein können. Einige Zeit später erschien ein weiteres NES-Spiel mit Ghostbusters II Lizenz, nur hörte es diesmal auf den Titel "New Ghostbusters II" und stammte nicht mehr von Activision, sondern vom Kirby-Erfinder HAL. Es wurde zudem ausschließlich in Europa veröffentlicht. Ob HALs Produkt wie der Activision-Titel nur Lizenzmüll war oder ob es das Zeug zu einem Toptitel hat? Schauen wir's uns mal genauer an.

Die Story orientiert sich ganz am Film. Ein Dämon ist aufgetaucht und hat sich in den Körper eines Babys namens Oscar eingenistet. Dass er eine denkbar schlechte Wahl getroffen hat, ist ihm zu jenem Zeitpunkt noch nicht klar, denn die Mutter des Säuglings, Dana, ist die Freundin von niemand geringerem als Peter Venkman, seines Zeichens der Kopf der Ghostbusters. Schnurstracks nimmt man natürlich die Suche nach dem vermissten Kleinkind auf und versucht zugleich New York vor dem Untergang zu bewahren.

Doch bevor es so richtig losgeht, werdet ihr vor die Wahl gestellt, welche beiden Geisterjäger ihr mit auf die Jagd nehmt. Zur Auswahl stehen neben den 4 gestandenen Busters Peter Venkman, Ray Stans, Egon Spengler und Winston Zedmore, auch Louis, der Nachbar von Dana. Spielerisch unterscheiden sich die Charaktere allerdings nicht. Habt ihr eure Auswahl getroffen, kann das Abenteuer losgehen. Ihr übernehmt dabei die Kontrolle der beiden Recken. Während der vordere via A-Knopf mit dem Protonenstrahler die Gegner erstarren lässt, fährt dessen Partner durch Drücken der B-Taste die Geisterfalle aus, um die schleimigen Kreaturen einzufangen. Gesteuert wird dabei stets der Vordermann, während der hintere ihm auf Schritt und Tritt folgt. Sobald jedoch der Kampf gegen einen Widersacher in Angriff genommen wird, begibt sich dieser selbständig in Position und wartet auf weitere Befehle.

Ganz am Film orientiert man sich auch bei den Schauplätzen. Orte wie Peters Appartement, der U-Bahnschacht oder auch der unterirdische Schleimfluss sind Austragungsorte der Geisterjagd. Jede Welt besteht aus zahlreichen Räumen, wobei es immer gilt, alle Spukgestalten in einem Raum einzufangen, damit der Weg zum nächsten Gebiet freigegeben wird. Zwischendurch stellt sich hin und wieder ein Zwischengegner in den Weg, während am Ende einer Welt jeweils ein Obermotz auf Prügel wartet. Die Gegnerpalette reicht von Slimers, über joggende Gestalten bis hin zu Sensenmännern. Allerdings hätten ruhig ein paar Varianten mehr vorkommen können.

Grafisch macht das Spiel einen gelungenen Eindruck. Die Perspektive sorgt für jederzeit gute Übersicht, Gegner und Helden sind jederzeit gut erkennbar und auch das NES-typische Geflackert findet man nur relativ selten vor. Wie die Grafik ist auch der Sound zwar nicht gerade die Grenze des Machbaren, sorgt aber dennoch jederzeit für die passende, akustische Untermalung. Hier spürt man zu Teil ganz deutlich, dass HAL hinter dem Spiel steckt, erinnern doch einige Passagen klangtechnisch stark an Kirby's Adventure.

Die Steuerung ist tadellos gelungen, die beiden Figuren lassen sich ohne Probleme kontrollieren und Befürchtungen, dass die hintere Figur jeweils an Ecken Festhängen bleibt, sind unnötig. Hier hat HAL ganze Arbeit geleistet. Etwas mehr Zeit hätte man aber ruhig in den Umfang des Spiels investieren können: Nach 5 Welten ist das Abenteuer schon wieder zu Ende. Zudem hätte auch eine Prise Abwechslung dem Spiel nicht geschadet. Interessant wäre auch ein 2-Player-Modus gewesen, bei dem jeder Spieler die Kontrolle über einen Buster übernommen hätte.

Wie man es hätte besser machen können, zeigt die spielerisch identische Game Boy-Version (die übrigens wieder von Activision stammt). Hierbei sind die Welten in mehrere Levels aufgeteilt und durch witzige Zwischensequenzen wird der Storyverlauf erläutert. Unterwegs besteht auch die Möglichkeit, die Ghostbusters untereinander auszutauschen, um auf diese Weise an Extraleben oder Spezialwaffen zu gelangen. Einige kleine Rätseleinlagen sorgen außerdem noch für etwas Gehirnnahrung.

Mit New Ghostbusters II liefert HAL ein solides und unterhaltsames Action-Spiel ab. Fans der Geisterjäger werden sich sowieso ob der gelungenen Umsetzung freuen, aber auch allen anderen NES-Spielern, die Lust auf ein Action-Spiel der etwas anderen Art haben, sei dieses Modul empfohlen. Allerdings bleibt ein etwas gemischtes Gefühl zurück, da man anhand der Gameplay-technisch ausgereifteren Game Boy-Version, die wiederum von Activision stammt, sieht, dass noch weitaus mehr möglich gewesen wäre.


Wertung


7/10

Kommentare



Seppatoni
Mitte 1992 bin ich erstmals auf das Spiel aufmerksam geworden, als ein Bericht im Schweizer Nintendo Club-Magazin abgedruckt wurde. Allerdings habe ich das Game selber nie im Handel gesehen und zweifelte schon an dessen Existenz. Erst 10 Jahre später habe ich es geschafft, mir ein Exemplar zu ergattern. Ich habe zuvor schon einige Zeit mit der ausgezeichneten Game Boy-Version des Titels verbracht, dementsprechend hoch waren also auch meine Erwartungen. Zwar macht das NES-Spiel auf jeden Fall eine Menge Spaß, jedoch vermisst man zahlreiche Elemente der GB-Version. Für eine kurze Geisterhatz zwischendurch reicht das Spiel aber allemal.