U-Force Power Games


von Seppatoni
01.06.2016

Mit dem U-Force-Controller veröffentliche Broderbund 1989 einen der ausgefallensten Controller aller Zeiten (unseren Hardware-Bericht findet ihr hier). Das skurrile Zubehör offenbarte mit gängigen NES-Spielen jedoch schnell seine Schwächen. Rettung bahnte sich schließlich vom Hersteller des U-Force selbst an: Mit U-Force Power Games entwickelten die Kalifornier eine eigens auf den Controller zugeschnittene Spielesammlung. Obwohl die Entwicklung an dem Titel praktisch abgeschlossen war und er bereits in Geschäften beworben wurde (das hier abgebildete Spielecover stammt von einem Werbeflyer), fand das Spiel jedoch niemals den Weg in die Händlerregale. Es existieren lediglich wenige Prototypen, aus welchen 2009 eine kleine Auflage von Reproduction-Modulen hervorging. Ob wohl wenigstens U-Force-Hersteller Broderbund wusste, wie man den „Power Field“-Controller sinnvoll einsetzt?

U-Force Power Games besteht aus insgesamt 4 Spielen, welche via Select Knopf in einem Menü ausgewählt werden können. Auch bereits erreichte Highscores werden euch hier angezeigt. Mittels Start-Button beginnt ihr das jeweils ausgewählte Spiel, wobei euch auch gleich die individuell benötigte Einstellung der „Game Switches“ am U-Force angezeigt wird.

Als erstes Spiel findet sich Hose ‘em down in der Sammlung, für welches man den U-Force-Controller flach vor sich hinlegt. Ihr übernehmt die Kontrolle über einen Feuerwehrmann, welcher 2 Minuten lang Personen aus einem brennenden Gebäude retten soll. Diese melden sich mit einem kurzen „HELP!“ , bevor sie am Fenster erscheinen. Mit dem Wasserstrahl aus dem Feuerwehrschlauch gilt es nun, die Personen zu erfassen und sachte auf den Boden zu transportieren. Geht ihr dabei zu hastig vor, fällt euch das Opfer unsanft zu Boden, was als fehlgeschlagene Rettung gewertet wird. Zu langes Zögern endet hingegen damit, dass die Hilfebedürftigen in Flammen aufgehen. Mit der linken Hand und dem Sensor links-außen steuert ihr den Feuerwehrmann hin und her, mit der rechten Hand navigiert ihr die Höhe des Wasserstrahls durch sanfte Auf- und Abbewegungen mit der Hand. Gelegentlich platzen beim Wasserschlauch Löcher auf, was den Wasserdruck und damit verbunden auch die erreichbare Höhe mindert. Diese stopft ihr durch schnelles Wischen über die mittleren Sensoren mit beiden Händen. Hose ‘em down nutzt die feinfühlige Steuerung des U-Force-Controllers bei der stufenfreien Navigierung des Wassers und des Feuerwehrmannes gut aus und macht nach Übung und Eingewöhnung auch durchaus Spaß.

Das nächste Spiel im Bunde ist Nuclear Rat Attack. Hier wird das U-Force analog zu Punch-Out!! im Winkel von 110° mit Power Bar aufgestellt. Aus vier verschiedenen Tunneln kriechen euch Ratten entgegen, die ihr mit Boxbewegungen gegen die vier gleich angeordneten Sensoren in die Rohre zurückdrängt und vertreibt. Schlagt ihr in Richtung eines leeren Tunnels, so gibt es dafür drastischen Punktabzug. Mit der Zeit werden die Ratten immer zahlreicher und schneller. Für jeden entwischten Nager wächst eine rote Leiste unten im Bild ein Stück weiter. Ist diese komplett gefüllt, heißt es Game Over. Die Steuerung funktioniert hier einwandfrei und lässt euch das Ungeziefer präzise wegboxen, allerdings hält sich aufgrund des simplen Spielprinzips der Spaß doch eher in Grenzen.

Bei Rock on Air dürft ihr musikalisch tätig werden. Hier wird der U-Force-Controller wieder flach vor euch hingelegt. Ihr dürft euch aus den 4 verfügbaren Musikinstrumenten Klavier, Geige, Klarinette und Bongos mit Hilfe der zentralen Sensoren eines aussuchen. Mit dem Sensor links-außen definiert ihr die Tonhöhe, mit rechts spielt ihr das Instrument und kontrolliert durch Auf- und Abbewegungen die Lautstärke. Via Select-Taste dürft ihr euch dazu auch noch einen von 5 verschiedenen Hintergrundbeats auswählen. Das ganze offenbart sich als sinnlos und langweilig, vernünftige Musikstücke lassen sich so kaum komponieren und ein Speichern oder erneutes Anhören derer ist ebenfalls nicht möglich.

Last but not Least ist auch noch Power Field B-Ball enthalten, welches mit Practice und One-on-One zwei Spielmodi bietet. Auch hier wird das U-Force-Gerät wieder flach vor euch hingelegt. Im Practice-modus wird nur die linke Seite des Controllers genutzt. Ihr schlüpft in die Haut eines Basketballspielers. Mit dem Sensor unten rechts könnt ihr durch Dribbelbewegungen mit dem Ball auf den Korb zulaufen, mit dem Sensor ganz links setzt ihr zum Sprung an und mit einem Wisch über die oberen Sensoren werft ihr den Ball Richtung Korb. Je nach Geschwindigkeit eurer Bewegung, wirkt sich dies auch auf Stärke und Weite des Wurfs aus. Im One-on One-Modus dürft ihr gegen einen menschlichen Gegenspieler antreten. Beide Spieler nutzen je eine Hälfte des U-Force-Controllers und treten in einem auf 3 Minuten befristeten Spiel gegeneinander an. Ein Duell gegen einen Computer-Gegner ist leider nicht möglich. Dennoch macht Power Field B-Ball nach etwas Eingewöhnungszeit durchaus Spaß, vor allem natürlich gegen einen menschlichen Mitspieler.

Grafisch präsentiert sich die Spielesammlung als unspektakulär und zweckmässig, selbiges gilt für die musikalische Untermalung des Geschehens. Hingegen schafft es U-Force Power Games durchaus, die Fähigkeiten des U-Force-Controllers passend einzusetzen und euch Möglichkeiten erahnen zu lassen, wozu das Gerät fähig wäre. Die Spielesammlung selber weiß allerdings nur bedingt zu überzeugen. Mit Hose ‘em down und Power Field B-Ball werden zwar zwei nette Spielchen geboten, die kurzzeitig ganz witzig sind, aber langfristig nichts bieten, was den Spieler bei der Stange halten würde. Nuclear Rat Attack kann da noch weniger überzeugen und Rock on Air kann mit gutem Gewissen als Totalausfall bezeichnet werden. Es fehlt den Spielen an Abwechslung und möglichen einstellbaren Optionen wie Spieldauer, Schwierigkeitsgrad, etc., die zumindest ein kleinwenig Variation reingebracht hätten. Zudem wirkt sich längeres Spielen ermüdend für Arme und Hände aus.

U-Force Power Games kann somit als nette Demonstration der U-Force-Möglichkeiten angesehen werden und sorgt beim Ausprobieren auch für kurzweiliges Vergnügen. Als vollwertiges Spiel bietet es hingegen schlichtweg zu wenig, um mit Genre-Konkurrenten mithalten zu können.


Wertung


4/10

Kommentare



Seppatoni
Der U-Force-Controller hat auf jeden Fall etwas Faszinierendes an sich, nur konnte er mich nie wirklich überzeugen. Erst mit U-Force Power Games lässt sich erahnen, welches Potenzial in dem Zubehör steckt. Die feine Gestik-Steuerung erlaubt tatsächlich Spielmöglichkeiten, wie sie ein normales Gamepad nicht bieten kann. Schade, dass man so wenig aus diesem alternativen Controller machte. Das gilt insbesondere für die hier vorgestellte Spielesammlung, die leider nicht mehr als eine kurze Demo der U-Force-Möglichkeiten darstellt.