Treasure Master


von Seppatoni
09.02.2015

Im Dezember 1991 wurde das auf den ersten Blick unscheinbare Spiel Treasure Master exklusiv in den USA veröffentlicht. Dass das Modul bis heute einen gewissen Kultstatus genießt, verdankt es einem im Spiel verbauten Wettbewerb, welchen der Hersteller American Softworks seinerzeit gemeinsam mit MTV auf die Beine stellte. Bereits die Verpackung machte mit dem Slogan „The Ultimate Competition for Fantasy Prizes“ deutlich auf das Spektakel aufmerksam. Mehr Informationen zum Wettbewerb selbst erfahrt ihr in unserer separaten Reportage. Ob das eigentliche Spiel durch diesen PR-Rummel vielleicht zu Unrecht in den Hintergrund gerückt wurde? Sehen wir uns es mal genauer an.

Hauptprotagonist des Spiels ist Skooter, ein gewöhnlicher Teenager Anfang der 90er. Eines Tages findet er eine antik anmutende Münze mit fremden eingravierten Schriftzeichen. Sein Interesse an dem Geldstück war geweckt, fortan hütete er seinen Schatz unter seinem Schlafkissen und suchte in der Bibliothek nach der möglichen Herkunft der Münze. Zur selben Zeit begann Skooter in der Nacht seltsame Träume zu erlebten, in welchen er Abenteuer in fremdartigen Welten erlebte, die so real wirkten, dass er selber nicht wusste, was Traum und was Wirklichkeit war. Eines Tages entdeckte er in einem Buch die Legende des "Treasure Master", welche von einem legendären Schatz handelte, der von jedem gefunden werden konnte - jedem, der mutig genug sein würde sich dem Abenteuer zu stellen und mit Hilfe eines Schlüssels in Form einer Münze in ihre eigene Fantasie-Welt eindringen kann. Mit diesem Wissen setzte es sich Skooter zum Ziel, in der folgenden Nacht den legendären Schatz ausfindig zu machen.

Skooters Abenteuer führt ihn zu Beginn in ein tropisches Inselparadies. Schon nach den ersten Schritten und einer Begegnung mit einem riesigen Magneten, einem unter Wasser festsitzenden U-Boot und einem schwebenden Fragezeichen dürfte der Spieler feststellen, dass man es hier nicht mit einem gewöhnlichen Standard-Jump n’Run zu tun hat. Tatsächlich offenbart sich Treasure Master als Mix aus Plattformer sowie Adventure. So gilt es bereits im Einstiegslevel, verschiedene Gegenstände zu finden und durch deren Einsatz ein Weiterkommen überhaupt erst zu ermöglichen. Nutzt eine Bombe, um an eine Fernsteuerung zu gelangen. Mit dieser erlangt ihr die Kontrolle über den angesprochenen Magneten, mit welchem ihr wiederum das eingekeilte U-Boot befreit. An Bord des Gefährts dürft ihr durch zuvor unpassierbares, von Haien verseuchtes Gewässer weitere Bereiche der Insel-Welt erkunden. Soweit ein kleiner Einblick in den Ablauf des Spiels, und dies war erst der Einstieg.

Neben dichten Wäldern und einem verzwickten Maschinen-Level führt euch die Schatzsuche gar in das Innere des NES und auf den Mond (inklusive Weltraumanzug mit Hasenohren). Dabei kriegt ihr es auch immer wieder mit angriffslustigen Kreaturen zu tun, die sich je nach Umgebung in Form von hartnäckigen Tausendfüßlern, düsteren Clowns bis hin zu ballerwütigen Robotern präsentieren und an eurer Energieleiste zehren wollen. Ganz wehrlos ist Skooter den Fieslingen gegenüber jedoch nicht. Durch entsprechende Items kann er sich durch Tritte oder auch via Schusswaffe mit begrenzter Munition Respekt verschaffen. Ebenso hilfreich sind verschiedene Fortbewegungsmittel wie das angesprochene U-Boot, welche euch nicht nur das Weiterkommen ermöglichen, sondern auch den Kampf gegen die Plagegeister erleichtern. Um das nicht immer ganz einfache Abenteuer etwas erträglicher zu machen, lassen sich zudem immer wieder Extraleben finden. Positiv zu erwähnen sind die Checkpoints. Nach dem Ableben macht ihr stets an derselben Stelle weiter.

Bis sämtliche Welten erforscht sind und alle Rätsel geknackt wurden, geht einige Zeit ins Land. Der Adventure-Part kann dabei überzeugen, denn bis auf 1-2 merkwürdige Ausnahmen werden keine unlogischen oder abstrusen Kombinationen abverlangt. Die Steuerung weiß mehrheitlich zu überzeugen. Hin und wieder, vor allem bei kniffligen Sprung- oder Klettereinlagen, erweist sie sich als etwas hakelig und vermasselt einem die eine oder andere Aktion, was durchaus für Frust sorgen kann. Zudem ist die ständige Auswahl des einzusetzenden Items via Select teils nervig, aber darüber lässt sich hinwegblicken. Als ebenfalls störend offenbart sich die manchmal etwas ungenaue Kollisionsabfrage, die so manchen gegnerischen Treffer noch ärgerlicher macht. Zudem sind im Gegenzug vor allem Trittattacken teils nur schwierig oder mit äußerst präzisem Timing ohne direkte Gegnerberührung durchführbar. Auch die Platzierung von gewissen Gegnern gepaart mit deren Geschossen oder gelegentliche Sprünge ins Ungewisse sorgen für einige unfaire Passagen.

Bei der Präsentation weiß hingegen vor allem die Musikuntermalung zu überzeugen. Für diese zeichnet sich die 8-Bit-Legende Tim Follin verantwortlich und entlockt dem Soundchip des 8-Bitters einmal mehr famose Kompositionen. Auch die Soundeffekte können sich hören lassen. Als etwas weniger spektakulär offenbart sich die Grafik, trotz teils magerer Hintergründe vermag diese jedoch ebenfalls zu gefallen, was auch für die Animationen gilt. Hierbei sticht besonders der mit einer ganzen Menge „Swag“ ausgestattete Gang von Skooter heraus.

Trotz des ganzen Wettbewerbs-Rummels schafft es Treasure Master auch als eigenständiges Spiel einen positiven Eindruck zu vermitteln. Der gelungene Mix aus Jump & Run und Adventure sowie das verzwickte Leveldesign überzeugt, wenngleich der Umfang noch etwas größer hätte ausfallen dürfen. Dennoch erhalten hüpferprobte Adventure-Freunde, die sich mit den paar Macken abfinden können, einen spielenswerten Titel, der mit Wettbewerb-Elementen sogar noch ein klein wenig mehr als gewöhnlich bietet.


Wertung


6/10

Kommentare



Seppatoni
Als ich Treasure Master vor etlichen Jahren bei einer Online-Auktion erwarb, wusste ich noch gar nichts über das Spiel. Der Soundtrack konnte mich sodann direkt überzeugen, spielerisch wusste ich beim Anzocken zu Beginn jedoch nicht wirklich, was zu tun ist und verstaute das Spiel so wieder. Als interessant offenbarte sich jedoch die beiliegende Information zum im Spiel enthaltenen Wettbewerb, wie er in dieser Form auch nicht gerade alltäglich vorkam. Vor wenigen Wochen fiel mir der Titel erneut in die Hände und diesmal widmete ich dem Spiel etwas mehr Zeit. Ebenso beschäftigte ich mich auch intensiver mit dem Wettbewerb. Alle Infos dazu könnt ihr in der entsprechenden Reportage nachlesen. Das Spiel selber ist aber auf jeden Fall eher nur für Genrefans mal einen Blick wert, da es bessere Genre-Vertreter gibt.