R.C. Pro-Am


von Seppatoni
03.10.2015

Die britische Traditions-Spieleschmiede Rare avancierte nicht zuletzt dank ihrer Präsenz während des goldenen N64-Zeitalters zu einem der populärsten Videospiele-Hersteller überhaupt. Der große Durchbruch auf Heimkonsolen gelang den Engländern aber schon einige Jahre zuvor: 1988 veröffentlichten sie einen Fun-Racer, der eine neue Richtung einschlug und sich rasch großer Beliebtheit unter den NES-Fans erfreute. Die Rede ist natürlich vom Klassiker R.C. Pro-Am, der 1989 schließlich auch in Europa erschien.

Wer jetzt denkt, dass er sich hier in einen teuren Schlitten setzt und mit anderen Rennwagen um die Wette flitzt, der täuscht sich. Wie es der Name vermuten lässt, gehen hier ferngesteuerte Autos an den Start (R.C. steht für Remote Control) und liefern sich in isometrischer Perspektive erbitterte Gefechte. Jeweils 4 Fahrzeuge bestreiten ein Rennen über eine je nach Kurs unterschiedliche Anzahl Runden. Wer unter die ersten 3 kommt, darf sich über die Qualifikation für das nächste Rennen sowie einen in der Zwischensequenz angezeigten Pokal freuen. Wer auf den letzten Platz fährt, für den hat der Rennspaß ein jähes Ende. Dank zwei Continues gibt es aber dennoch noch Hoffnung auf ein Weiterkommen.

Um die ganze Sache noch etwas prickelnder zu gestalten, wurden den Tracks noch einige Extras spendiert. So bremsen euch Wasserpfützen aus, Öllachen lassen euer Gefährt unkontrolliert in der Gegend herumschliddern und hochschnellende Hinderniswände versuchen euch den Weg zu versperren. Eine Unachtsamkeit kann rasch in einem Crash und damit mit dem Verlust wertvoller Sekunden enden. Wesentlich sympathischer sind da die Beschleunigungsstreifen, welche euer Fahrzeug in Höchstgeschwindigkeit über die Piste rasen lassen.

Verstreut auf den Rennbahnen findet ihr auch zahlreiche Items, welche euch im Positionskampf gegen die Konkurrenz wichtige Unterstützung bieten. Mit einem Überrollkäfig schützt ihr euch vor gegnerischen Attacken und könnt diese durch einen gezielten Rempler mit der Streckenbegrenzung zusammencrashen lassen. Mittels Raketen und Bomben könnt ihr sowohl vor, als auch hinter euch fahrende Flitzer attackieren und zu Altmetall verarbeiten. Zusätzliche Munition erhaltet ihr durch das Aufsammeln von sternförmigen Items. Weitere Extras gibt es in Form von Turbos, Reifen und Motorteilen, welche euer Fahrzeug dauerhaft aufwerten.

Besondere Aufmerksamkeit solltet ihr den auf jeder Strecken einmal abgelegen Buchstaben schenken. Schafft ihr es, diese fortlaufend einzusammeln, bis das Wort „NINTENDO“ komplettiert ist, erhaltet ihr ein neues R.C.-Fahrzeug. Insgesamt 3 verschiedene Vehikel könnt ihr so freispielen.

Kontrolliert werden die Wagen mit der linken und rechten Richtungstaste des Steuerkreuzes. Mit B wird Gas gegeben und A erlaubt den Einsatz aufgesammelter Items. Nach kurzer Eingewöhnung geht die Steuerung flott von der Hand und eure Flitzer lassen sich prima über die Rennstrecken manövrieren. Diese sind dank der isometrischen Perspektive stets übersichtlich und sorgen - wie auch die schicken Fahrzeugsprites - für ein stimmiges Gesamtbild. Musikalisch wird euch außer der Titelmusik von Dave Wise und einigen flotten Jingles leider nicht viel geboten. Stattdessen untermalen Motorengeräuschen und gute Soundeffekte die Rennen.

Mit 24 Strecken wird euch ein ordentlicher Umfang geboten, zumal die Rennen rasch immer schneller und anspruchsvoller werden. Ohne das laufende Aufrüsten eurer Kiste wird euch die Konkurrenz kaum eine Chance lassen. Wer alle Rennkurse sehen will, der braucht einiges an Übung, Geduld und manchmal auch etwas Glück. Für spannende Stunden mit den ferngesteuerten Rennkarren ist in jedem Fall gesorgt. Einen Mehrspielermodus hingegen gibt es leider nicht und wäre aufgrund der Perspektive wohl auch nicht so leicht umzusetzen gewesen.

R.C. Pro-Am ist ein knackiges Rennspiel, das durchaus dem Subgenre der Funracer zugeordnet werden kann. Der Umfang wie auch die rasanten Rennen inklusive Waffeneinsatz machen Laune und dank des Schwierigkeitsgrades werden auch erfahrene Zocker gefordert. Rennspiel-Freunde mit NES zu Hause sollten auf jeden Fall mal reinschauen und ein paar Runden Probe fahren. Es lohnt sich.

Bleibt zum Abschluss nur noch die ungeklärte Frage, warum auf der Verpackung wie auch in der Anleitung 32 Strecken angepriesen werden, obschon das Spiel nur 24 Tracks bietet und nach dem Durchspielen wieder von vorne beginnt.


Wertung


7/10

Kommentare



Seppatoni
Erstmals entdeckt hatte ich R.C. Pro-Am in der blauen Classic-Ausgabe des Nintendo Club-Magazins. Später hatte mich vor allem der nur in den USA erschienene Nachfolger begeistert. Doch auch der erste Serienableger weiß ausgesprochen gut zu unterhalten. Die Rennen werden nach kurzer Spielzeit ganz schön rasant und hektisch, sodass mir bisher ein Durchspielen verwehrt blieb. Erst mit der kürzlich veröffentlichten Rare Replay-Collection (Xbox One) konnte ich endlich das Spiel komplett durchspielen – und hatte dabei auf jeden Fall meinen Spaß.