Clu Clu Land


von Phil
07.04.2013

So ein Ärger! Eine Bande Seeigel hat sich sämtliche Goldbarren des Clu Clu Land unter den Nagel gerissen und auf dem Meeresgrund verbuddelt! Nun liegt es an der rundlichen Heldin Bubbles, die wertvollen Schätze wiederzufinden und den diebischen Meeresbewohnern eine Lektion zu erteilen. Einfach wird dies jedoch nicht: Bubbles hat in ihrem Übereifer arge Probleme damit, sich selbst zu bremsen, und rast somit unaufhaltsam durch die dunklen Labyrinthe, die die eine oder andere Stolperfalle für sie bereit halten. Aber der Reihe nach.

Bei Clu Clu Land handelt es sich um einen von Nintendos zahlreichen hauseigenen Arcadeklassikern der ersten Stunde. Der Titel leitet sich vom japanischen "kurukuru" ab und bedeutet etwa so viel wie "ringsum und herum". Nicht umsonst, denn da sich Bubbles auf der Suche nach dem Gold stets unaufhaltsam geradeaus bewegt, kommt es einem gelegen, dass jedes der fünf Levels mit kleinen Masten gespickt ist. Ein Richtungswechsel ist nur möglich, indem die Protagonistin einen ihrer beiden Arme ausstreckt und sich somit an einen der Masten hängt. Um diesen kreist sie solange herum, bis das Steuerkreuz wieder losgelassen wird, um sodann in die entsprechende Blickrichtung weiter zu rasen. Zwischen vielen der Masten sind die gesuchten Goldbarren vergraben, die Bubbles beim Passieren aufdeckt. Innerhalb eines zumeist recht sportlichen Zeitlimits müssen auf diese Weise alle Goldbarren eines Levels gefunden werden. Dabei beschränkt sich jede Stage auf jeweils nur einen einzigen Screen. Hilfreich ist es da, dass die Goldbarren in bestimmten, oftmals symmetrischen Formen angeordnet sind, sodass man nach den ersten Bahnen durch ein Labyrinth meist erahnen kann, welche übrigen Stellen man noch passieren sollte, um das Bild zu komplettieren.

Wie bereits erwähnt gilt es hierbei jedoch die eine oder andere Hürde zu nehmen. Zum einen wären da Fallen in Form von Gummibändern, die einem genau wie die Goldbarren zunächst verborgen sind und Bubbles in die entgegensetzte Richtung zurückschleudern. Ein solcher Rückstoß stellt sich übrigens auch ein, wenn Bubbles auf eine der Außenwände des Labyrinths zurast. Des Weiteren sollte sich die kugelrunde Heldin vor schwarzen Löchern in Acht nehmen, die sie einzusaugen und in eine andere Dimension zu verfrachten drohen. Und auch besagte Seeigel sollten tunlichst gemieden werden - es sei denn, man setzt diese mit Bubbles Schallwellenattacke kurzzeitig außer Gefecht. Nur in diesem Zustand lassen sie sich packen und mit vollem Karacho gegen die nächste Wand donnern.

Um die Highscoreanzeige in die Höhe zu treiben - denn um nichts anderes geht es in Clu Clu Land - sollten die Levels so schnell wie möglich absolviert werden. Auch das Einsammeln gelegentlich aufpoppender Items dient demselben Zweck, wobei seltenere Goodies für ein großzügigeres Zeitlimit oder Extraversuche sorgen. Für besonders talentierte Mastendreher winken außerdem kurze Bonusrunden. Weniger erprobte Spieler hingegen werden das geringe Kontingent an Extraleben schnell aufbrauchen und erneut im ersten Level starten müssen, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Ohne die nötige Reaktionsschnelligkeit kann es innerhalb einer Minute bereits Game Over heißen. Wer einen Mitspieler findet, darf übrigens auch zu zweit auf Punktejagd gehen: In diesem Fall gesellt sich zur roten Bubbles noch ein grüner Klon hinzu und man rast gleichzeitig durch die Labyrinthe. Ob man dabei eher kooperativ vorgeht oder einfach um den besseren Highscore wetteifert, bleibt einem ganz selbst überlassen. So oder so ist der Zweispielermodus - wie so oft bei früheren NES-Spielen - sicherlich das Highlight des Titels.

Das innovative Steuerungsprinzip bleibt übrigens stets präzise, man muss sich in dieses aber erst einmal hineindenken, auch wenn es zunächst recht simpel erscheint. Intuitiver wäre es für den einen oder anderen sicherlich gewesen, wenn Bubbles den linken Arm durch Drücken von links, und den rechten Arm durch Drücken von rechts auf dem D-Pad ausfahren würde. Man navigiert Bubbles jedoch nicht aus ihrer eigenen Sicht, sondern aus der des Beobachters aus der Vogelperspektive, d.h. ein Drücken nach oben auf dem D-Pad fährt je nach Situation den rechten oder linken Arm aus, manövriert Bubbles aber stets Richtung Norden. Sicherlich ist die als optimal betrachtete Buttonbelegung jedoch Geschmackssache und auch in anderen Spielen ein Thema, wie etwa bei Vertretern des Racinggenres, die ebenfalls aus der Vogelperspektive dargestellt werden. Lange Rede, kurzer Sinn: Um eine gewisse Eingewöhnungsphase wird das Gamerhirn bei Clu Clu Land nicht herumkommen und auch die hohen Geschwindigkeiten, die Bubbles in den späteren Levels erreicht, sorgen nicht gerade für Abhilfe, wenn es darum geht, das hektische Spielgeschehen hundertprozentig zu kontrollieren.

Vom technischen Standpunkt gesehen reißt Clu Clu Land insbesondere im Vergleich zu späteren Spielegenerationen keine Bäume aus. Die Optik ist zweckmäßig und eher grobpixelig, wie man es von Nintendos arcadelastigen Frühwerken gewohnt ist. Ebenso typisch muss man sich mit einer Handvoll liebenswerten Jingles und Soundeffekten begnügen. Dies tut dem Spiel jedoch keinen Abbruch, da diese Einfachheit das Retroherz auf ihre eigene Art und Weise zu beglücken weiß.

Alles in allem versprüht der Titel den typischen Charme der ersten Generation an NES Spielen und lädt immer mal wieder für eine kurze Runde Mastenslalom ein: Dafür sorgen insbesondere das treibende Gameplay als auch das bis heute relativ unverbrauchte Spielprinzip als solches. Aufgrund des geringen Umfangs von lediglich fünf Levels, die sich recht bald einfach endlos mit kleinen Variationen (z.B. unterschiedliche Anordnungen der Goldbarren) wiederholen, wird Clu Clu Land allerdings nur Highscore-Enthusiasten dauerhaft - im wahrsten Sinne des Wortes - bei der Stange halten.


Wertung


6/10

Kommentare



Phil
Clu Clu Land ist sicherlich einer der stärkeren Ableger der frühen Arcadeserie für das NES. Wie bereits angedeutet bereitet mir jedoch die Steuerung gepaart mit der hohen Geschwindigkeit in späteren Levels gelegentlich Kopfzerbrechen. Aus meiner Sicht wurde das innovative Steuerungskonzept von Clu Clu Land später in Form der Donkey Kong: King of Swing / Jungle Climber Serie (GBA und DS) ein wenig benutzerfreundlicher umgesetzt, weil man hier das Zugreifen eines jeden Arms auf den jeweiligen Schulterknopf der Handhelds gelegt hatte. Gut, über solche verfügt das kantige NES Pad bekanntlich nicht, trotzdem wäre eine ähnliche Lösung nicht nur für Primatenhirne intuitiver gewesen, wenn man mich fragt. Random Nerd Fact: Die Parallele im Gameplay zwischen Clu Clu Land und besagter Donkey Kong-Serie fiel auch Nintendo auf, sodass Bubbles im ersten Ableger der Affenkletterei ihr bis heute einziges Comeback als spielbarer Charakter seit ihrem NES-Debüt spendiert bekam.